September 2023
Die Amalfiküste gehört zweifelsfrei zu den schönsten Zielen in Italien. Mit einer Segelyacht lassen sich die 30 Meilen zwischen Salerno im Osten und der Insel Capri bestens erkunden.

Denn bei gutem Wetter stellt sich ein angenehmer Seewind ein, der am Spätnachmittag bis zu vier Windstärken erreicht und ein flottes Vorankommen ermöglicht.

Nur alleine ist man hier nicht. Zwischen Salerno und den berühmten Faraglioni von Capri geht es zu wie auf einer Autobahn.

Ein Motorboot nach dem anderen fährt hier in Ost-Westrichtung oder umgekehrt, je größer desto schneller. Das Ergebnis ist eine steile Hackwelle, der man nur entkommt, wenn man einen größeren Abstand von der Küste hält.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an geschützten Häfen. Meistens gibt es nur Bojenfelder, in denen es aber wegen der vielen Motorbootwellen eher ungemütlich ist. Eine Ausnahme ist der kleine Stadthafen von Cetara, etwa 5 Meilen westlich von Salerno.

Eine lange Mole schützt vor Wellen aus Westen und Süden. Der Hafen ist über Navily buchbar, so dass man im Voraus weiß, ob einer der etwa 10 Liegeplätze für Transitgäste frei ist.

Bei starkem Ostwind ist Cetara allerdings nicht zu empfehlen, da die Wellen aus dieser Richtung nahezu ungehindert in den Hafen hineinlaufen. Dann hängt man fest, da bei diesen Bedingungen das Ablegen riskant, wenn nicht sogar unmöglich ist. Das ist die Gelegenheit für Landausflüge entlang der Amalfitana, der berühmten Küstenstraße von Salerno im Osten bis nach Positano im Westen.
„Wer je von Salerno aus längs dem Meere nach Amalfi gewandert ist, wird wohl mit Freude dieses Strandes gedenken. Nichts Schöneres wird er in neapolitanischen Landen gefunden haben. Von allen Wanderstraßen, die ich in Italien gezogen bin, hat mir diese den lebhaftesten Eindruck zurückgelassen. Sie führt hoch am Gestade entlang, da der Weg spiralförmig am Ufer hinläuft. Man hat also zur Rechten über sich die Bergkuppen, die grünen mit Ortschaften bedeckten Täler, die sich zwischen ihnen herniedersenken, unter sich das azurblaue Meer, und immer den Blick über die See …..“.
So hat der bekannte Italienreisende Ferdinand Gregorovius die 1832 – 1850 erbaute Küstenstraße beschrieben. An der Landschaft hat sich seit 170 Jahren nicht viel geändert, wohl aber am Verkehr. Zur Hauptverkehrszeit sieht es dort so aus:

Busse und Autos quälen sich an Engstellen aneinander vorbei und dazwischen jede Menge Motorroller. Mit einem Fahrrad hat man da eigentlich nichts verloren.
Wer es dennoch versucht, sollte früh am morgen oder abends nach dem Berufsverkehr unterwegs sein. Oder man hat einfach Glück so wie wir im September 2023, als die Straße wegen Bauarbeiten bis um 16 Uhr gesperrt war. Zwar betraf das auch Fahrräder aber bis zur eigentlichen Absperrung konnte man radeln und das fast ohne Autoverkehr.

Von Cetara bis nach Amalfi sind es etwa 15 km mit einem größeren Anstieg auf fast 200m über dem Meer:


Von Cetara aus steigt die Straße zunächst kontinuierlich an, bis man einen Sattelpunkt oberhalb des Capo d’Orso erreicht:

Danach öffnet sich zum ersten Mal der Blick auf die weite Bucht von Amalfi:

Danach rollt man abwärts nach Maiori. Nach Minori gibt es noch zwei kurze Anstiege bis man über Atrani schließlich das Ziel erreicht.

Mit etwas Geduld lässt sich ein Platz in einem Café finden. Zulange sollte man aber nicht verweilen, da es die gleichen 15 Kilometer, einschließlich aller Steigungen, zurückgeht (außer man nimmt eines der Linienschiffe entlang der Küste, die jedoch nur selten Räder transportieren). Wer erst spät am Nachmittag gestartet ist, sollte versuchen vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Cetara einzutreffen. Spätestens dann rechnet nämlich kein Autofahrer auf der Amalfitana noch mit Radfahrern. Der Blick über die Küste in der Dämmerung hat aber noch einen besonderen Reiz:

Und wenn es nach Abflauen des Ostwinds schließlich gelingt, den Hafen von Cetara mit der Yacht zu verlassen, verbleibt ein „mehrdimensionaler“ Eindruck dieses besonders schönen Teil Italiens im Gedächtnis.