Der Steuermann des Aeneas

August 2023

Die Besiedelung der Mittelmeerküsten durch die Griechen ab dem 8. Jhdt. v. Chr. spiegelt sich in vielen Sagen wieder. So auch an der italienischen Westküste. Im Cilento, der großen Halbinsel südlich von Salerno, findet man eindrucksvolle Ausgrabungen der Stadt Elea, die im 6. Jhdt. v. Chr. von aus Kleinasien fliehenden Griechen gegründet worden ist. Ob der Dichter Vergil in seiner Aeneis historische Ereignisse verarbeitet hat, ist unsicher. Aber auch er erzählt eine Geschichte von Flüchtlingen aus dem Gebiet der heutigen Türkei, die an der Westküste Italiens eine neue Heimat suchen. Tragisch ist dabei das Schicksal des Steuermanns Palinurus, das sich hier, an der Küste des Cilento, ereignet haben soll:

Denkmal für den Steuermann des Aeneas

Nachdem Aeneas schon fast sein Ziel erreicht hat, fordert der Meeresgott Neptun nur noch ein einziges Opfer unter der Mannschaft. Und so wird der wackere Steuermann auf einer langen Nachtfahrt vom Schlaf übermannt und fällt über Bord – eine Gefahr, die jeder Segler kennt. Drei Tage lang klammert er sich an sein ebenfalls über Bord gegangenes Ruder. Schließlich erreicht er das Ufer, wo er jedoch von den Bewohnern erschlagen wird.

Zu seinem Gedenken werden die hoch aufragenden Felsen an der Südwestecke des Cilento schon seit der Antike Kap Palinuro genannt. Bei starkem Westwind möchte man hier nicht in Seenot geraten:

Felsküste unterhalb des Kap Palinuro von Nordwesten

Und so ist es bei schlechtem Wetter besser, im Hafen des nur wenigen Meilen entfernten Marina di Camerota Schutz zu suchen. Von dort kann man das Kap Palinuro bequem mit dem Rad erreichen, wie im Folgenden beschrieben.

Die etwa 30 km lange Strecke folgt der Küstenstraße und erklimmt das knapp 200m hohe Kap von seiner Nordseite, bevor es fast auf demselben Weg zurückgeht.

Streckenverlauf und Höhenprofil der Tour von Marina di Camerota zum Kap Palinuro.
Die GPX-Daten gibt es hier.

Über ein paar kleinere Steigungen hinweg führt die Straße vom Hafen aus nach Westen:

Kleiner Tunnel auf der Uferstraße

Einige Kilometer weiter wird ein malerischer Fluss überquert.

Der Fluss Mingardo

Danach steigt die Straße allmählich an und man erreicht den Ort Palinuro, der eher nicht zu den schönsten Küstenorten Italiens zählt. An einem Kreisverkehr begegnet man dem oben gezeigten Denkmal für den erschlagenen Steuermann.

Auf dem Kap gibt es zwei Leuchttürme, einen älteren, etwa zurückgesetzten und einen moderneren auf dem höchsten Punkt. Beide lassen sich mit dem Rad erreichen, aber leider nicht besichtigen. Dafür sieht man auf der Südseite steil ins Meer abfallende Felsen:

Die Felsen am Kap Palinuro

und auf der Nordseite das bewegte Meer vor der Küste des Cilento:

Zurück geht es fast nur noch bergab. Anhalten sollte man in dem flachen Küstenabschnitt und einen der vielen hölzernen (Fuß-)Wege durch die Kiefern zum Strand nehmen:

Verbindungsweg von der Küstenstraße zum Strand

Dort trifft man auf kleine Bars, die zum Sundowner einladen, wenn die Schlechtwetterfront endlich durch ist.

Sonnenuntergang hinter dem Kap Palinuro

Und wenn man am nächsten Tag den Törn fortsetzt, geht der Blick hoch zum Kap, das man anders als der arme Palinurus unbeschadet erreicht hat.

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