September 2023
Wer heute mit einer Yacht die Küsten Griechenlands, der Türkei, Italiens oder Spaniens besucht, segelt – bewusst oder unbewusst – im Kielwasser der alten Griechen. Zusammen mit den Phöniziern haben sie vor über dreitausend Jahren das Mittelmeer erobert. Zunächst zwischen den Inseln der Ägäis, waren sie bald unterwegs, um sich „wie Frösche um den Teich“ (Plato) überall anzusiedeln. Bekanntestes Beispiel ist vielleicht die Stadt Marseille, die Ende des 7. Jhdt. v. Chr. von Griechen aus der Stadt Phokaia in der Nähe des heutigen Izmir gegründet worden ist.
Weniger bekannt ist, dass die Bewohner von Phokaia einige Jahrzehnte später vor den Persern fliehen mussten und 540 v. Chr. hunderte Seemeilen entfernt, an der Westküste Italiens, eine neue Stadt mit Namen Elea (lateinisch /italienisch Velia) gegründet haben. Berühmte Philosophen wie Parmenides und Zenon haben hier gelebt und gelehrt. Etwa 1000 Jahre war Elea eine blühende Gemeinde, deren Ausgrabungen man heute besichtigen kann.

Anders als in der Antike hat Elea heute keinen Hafen mehr. Die fortlaufende Versandung hat zwei geschützte Buchten zu Füßen der Stadt vollständig aufgefüllt. Ausgangspunkt für einen Besuch ist daher das kleine Städtchen Acciaroli, wenige Kilometer nordwestlich an der Küste des Cilento gelegen, der großen Halbinsel südlich von Salerno. Hier kann man die Yacht für eine Tagestour nach Elea beruhigt zurücklassen.

Eine kurze Radtour führt von Acciaroli in östlicher Richtung an der Küste entlang bis nach Elea:


Etwa 15 km sind es, zumeist auf einer Küstenstraße mit einem ungehinderten Ausblick auf die große Bucht, in deren Mitte die griechische Stadt lag:

Nachdem man den Ferienort Marina di Casal Velino passiert hat, geht es über eine fruchtbare Ebene bis zum Ausgrabungsgelände. Dazu muss man unter einer Bahnlinie hindurch, die in etwa dort verläuft, wo in der Antike – vor der Versandung – das Ufer lag.
Als erstes begegnet man der Stadtmauer aus klassischer Zeit, gut zu erkennen an den regelmäßigen Steinen:

Die griechische Stadt erstreckte sich unterhalb des Hügels, auf dem ein großer Tempel stand, so wie in dieser Zeichnung dargestellt:

Heute sind auf dem Gelände zahlreiche Grundmauern aus griechischer und römischer Zeit zu erkennen. Geht man den Hügel zur Akropolis hinauf, kann man die Ausdehnung der Unterstadt erkennen:

Diese Größe hat die Stadt erst einige Jahrhunderte nach ihrer Gründung erreicht. Die Flüchtlinge aus Phokaia haben sich zunächst direkt unterhalb der Hügelkuppe angesiedelt, wie jüngste Ausgrabungen ergeben haben:

Das sah recht bescheiden aus mit kleinen Häusern, die pro Familie gerade mal ein bis zwei Räume zur Verfügung gestellt haben:

(aus einem kleinen Museum auf dem Ausgrabungsgelände)
Vielleicht aus Dankbarkeit haben die Stadtgründer unter den Fundamenten des Tempels auf der Akropolis mehrere Schätze vergraben, darunter einen Helm, der zusammen mit anderen Fundstücken heute in einem kleinen Museum in der mittelalterlichen Kapelle auf dem Hügel gezeigt wird:

Wie überall im Mittelmeer wurden in der Spätantike die Zeiten unsicher. Die Bevölkerung hat sich aus der Unterstadt wieder auf die Akropolis zurückgezogen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde daraus eine Burg, deren Bergfried – gemauert aus den Steinen des Tempels – heute noch zu sehen ist (siehe das erste Bild oben).

Steht man neben diesem Turm, hat man nicht nur einen weiten Blick über Land und Meer. Man schaut auch auf über 2500 Jahre Siedlungsgeschichte an dieser Küste.

liegt hinter den Hügeln oben links im Bild.