Der Blick auf den Velebit Kanal

August 2018

Wie stark die Bora die Landschaft des östlichen Teils des Kvarner und seiner Inseln prägt, sieht man am eindrücklichsten in einem Satellitenbild:

Der östliche Teil des Kvarner (der sogenannten „Kvarneric“) zwischen den Inseln Losinj und Cres im Westen und dem Festland im Nordosten. In der Mitte der lange Finger der Insel Pag.

Man erkennt unmittelbar, dass die östlichen Inseln auf ihrer Nordostseite fast ohne Vegetation sind. Hier trifft der Fallwind vom Velebit Gebirge mit voller Wucht ungebremst auf den Fels und lässt kaum Pflanzenwachstum zu.

Zwischen der Insel Pag und dem Festland liegt der Velebit Kanal, dessen Name allein bei manchen Seglern bereits Angstzustände auslöst. Vercharterer weisen ihre Gäste explizit an, sich von diesem Seegebiet fernzuhalten. Auch der allseits bekannte Kroatienführer „888“ rät deutlich von einem Besuch ab. Zu groß ist das Risiko, dass die Bora ohne jede Vorankündigung innerhalb von wenigen Minuten mit mehr als 30 kn und fliegendem Wasser (Gischt) die Yacht auf die Seite legt und die Segel zerfetzt.

Aber sehen würde man diesen berüchtigten Meeresarm ja doch gerne einmal. Der vorliegende Bericht beschreibt daher eine kurze Fahrt von der Marina Simuni auf der geschützten Südwestseite der Insel Pag auf den höchsten Berg der Insel Pag, den Sveti Vid (zu deutsch St. Veit), von wo man eine perfekte Aussicht hat auf die wüste Landschaft des Velebit Kanal und den Geburtsort der Bora, das über 2000m hohe Velebit Gebirge. Alternativ kann man die etwa 4 km lange Strecke auch zu Fuß gehen – auf der groben und sehr steilen (häufig > 10%) Schotterstraße vielleicht die bessere Alternative. Jedenfalls der Schlussanstieg ist auch für den ambitioniertesten Mountainbiker unfahrbar und muss zu Fuß erklommen werden.

Das Ziel dieser kurzen Tour hat man schon vom Wasser aus von weitem vor Augen. Der Sveti Vid ist als kegelförmiger Aufsatz auf dem langgestreckten Rücken der Insel Pag aus fast allen Richtungen gut zu erkennen:

Ansteuerung der Marina Simuni von Westen aus. Im Hintergrund der Sveti Vid, das Ziel der beschriebenen Tour.

Die ACI Marina Simuni liegt ungefähr in der Mittel der Insel Pag am Ende eines kleinen Fjords. Der dazugehörende Ort ist von teils halbfertigen Neubauprojekten geprägt und nicht besonders schön. Wer allerdings von Zadar nach Rab oder umgekehrt unterwegs ist, kann hier gut Station machen und am Abend die nachfolgend im Überblick gezeigte kleine Tour unternehmen. Jedenfalls bei gutem Wetter im Sommer empfiehlt sich diese Tageszeit, da der Weg ohne jeden Schatten auf einem Südwesthang der prallen Sonne ausgesetzt ist.

Die Tour: 350 Höhenmeter auf knapp 4 Kilometer, abschnittsweise deutlich mehr als 10% Steigung

Die GPS-Daten stehen hier zum Download bereit.

Von der Marina aus folgt man zunächst einer kleinen Straße Richtung Ortszentrum. Dann biegt man nach links auf eine steil ansteigende Straße ab, die zur großen Verbindungsstraße der Insel Pag führt. Nachdem diese überquert worden ist, wird der Weg zu einer kleinen Schotterstraße. Um das Gelände eines kleinen Wasserwerks herum steigt man steil auf den Rücken der Insel Pag – belohnt mit einem ersten Rückblick auf den Fjord von Simuni und die der Insel Pag vorgelagerte Insel Maun:

Auf dem Weg zum Sveti Vid: Blick auf Simuni und die Insel Maun

Nach etwa 2 km hartem Anstieg ist eine Art Plateau erreicht. Verteilt in der steinigen kargen Landschaft hört man ein paar Schafe – die Quelle für den bekannten (und teuren) Käse der Insel Pag.

Der Schlussanstieg auf den oben bereits erwähnten Kegel ist dann noch mit etwas Klettern verbunden. Ein richtiger Weg oder Pfad ist hier kaum noch auszumachen, das Ziel dafür aber klar vor Augen. Weniger Minuten später ist der steinige Gipfel erreicht. Der Blick Richtung Nordosten auf den 350m weiter unten liegenden Velebit Kanal und das dahinter liegende Velebit Gebirge beantwortet ein für alle Mal die Frage, warum man dort mit einer Segelyacht nichts verloren hat. Außer Steinen ist nichts zu sehen und geschützte Buchten gibt es auch nicht. Mehr als unangenehme Legerwall Situationen erwartet einen hier nicht.

Blick in den Velebit Kanal

Bei klarem Wetter lohnt es sicher auf dem Gipfel den Sonnenuntergang abzuwarten und lange den Ausblick auf die vielen Inseln des Kvarneric und Norddalmatiens zu genießen – bei uns war es leider zu diesig dafür. Gestört wird man dabei wahrscheinlich nicht. Im Gegenteil, man fühlt sich wie am Ende der Welt.

Zurück geht es auf demselben Weg, deutlich leichter abwärts, insbesondere wenn man die Alternative mit dem Rad gewählt hat. Und wer sich jetzt wieder zurück aus der Einsamkeit nach einer lebendigen und malerischen Stadt sehnt, dem sei Rab empfohlen – mehr als einen halben Tagestörn ist diese Insel und der gleichnamige Ort nicht entfernt.

Ein lohnendes nächstes Ziel: Die Stadt Rab auf der gleichnamigen Insel

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