Der Sentiero Rilke von Sistiana nach Schloss Duino

Juni 2020

Am äußersten Ende der Adria liegt hoch auf einem Fels Schloss Duino. Hier war Rainer Maria Rilke kurz vor dem ersten Weltkrieg mehrfach Gast der Familie Thurn und Taxis, denen das Schloss bis zum heutigen Tage gehört. Der „Sentiero Rilke“ folgt den Wanderungen des Dichters und ermöglicht weite Ausblicke über den Golf von Triest:

Blick vom Sentiero Rilke über den Golf von Triest

Rilkes Ausruf „Hiersein ist herrlich“ aus der siebten Duineser Elegie kann man durchaus zustimmen.

Ein geeigneter Ausgangspunkt für den im Folgenden erläuterten Weg ist die Marina „Portopiccolo“, die man wenige Meilen östlich von Schloss Duino anlaufen kann. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine gewöhnliche Marina, sondern um ein „Marina Resort“. In einem alten Steinbruch ist ein mondänes Feriendorf mit zahlreichen Apartments, Restaurants, kleinen Hotels und Liegeplätzen für etwa 120 Yachten entstanden.

Im Innern der Marina von Portopiccolo

Zur offenen Adria hin erstreckt sich ein weiträumiger Strandbereich (natürlich nur für die Gäste der Anlage):

Der Strandbereich der Marina Portopiccolo

Alles sehr gediegen – und teuer. Der tägliche Liegeplatz kostet ebenso wie der Jahresliegeplatz etwa 50% mehr als in anderen Häfen der oberen Adria.

Wer das vermeiden möchte, sollte gut Italienisch können, um den Segelclub in der unmittelbar benachbarten Bucht von Sistiana zu kontaktieren. Dort liegen hunderte Segelboote und vielleicht ist ja ein Platz frei. Links unten im Bild ist ferner eine kleine Mole zu sehen, an der man ebenfalls festmachen kann, wenn das Linienschiff aus Triest dort nicht (mehr) anlegt.

Die Bucht von Sistiana. Das Bild ist vom eigentlichen Startpunkt des Sentiero Rilke aufgenommen.

Offiziell ist der Sentiero Rilke ein Wanderweg. Wenn man allerdings nicht in der Hauptsaison und dann vielleicht noch früh am Morgen oder am Abend unterwegs ist, eignet er sich auch für eine kurze Mountainbiketour, allerdings mit teilweise hohen Anforderungen an die Fahrtechnik.

Hier die Strecke im Überblick:

Von Portopiccolo auf dem Sentiero Rilke nach Schloss Duino. Die GPX Daten stehen hier bereit.

Zu Fuß braucht man hin und zurück zwei bis drei Stunden, mit dem Rad geht es natürlich schneller, zumal man auf der parallelen Straße zügig zurückradeln kann.

Verlässt man das Retortendorf der Marina Portopiccolo, trifft man zunächst auf den belebten Kiesstrand am östlichen Rand der Bucht von Sistiana. Vorbei an der bereits erwähnten Mole müssen Radler vom roten Track vorübergehend abweichen und das kurze Steilstück der Straße nehmen, um die Bucht zu verlassen. Zu Fuß folgt man einem etwas abenteuerlichen Pfad durch den Wald zum oberen Rand der Steilküste. Dort, wo in der Karte das Wort „Start“ eingefügt worden ist, beginnt der eigentliche Rilkeweg.

Vorbei an einem Campingplatz (mit Bar für eine Pause) geht es direkt an der Steilküste entlang, immer wieder mit Blick zum malerisch gelegenen Schloss, das allmählich näher rückt:

Schloss Duino, hier noch aus der Ferne…
….und jetzt schon deutlich näher.

Am Ende des Weges muss man nach rechts auf die Straße durch den Ort Duino abbiegen und gelangt von der anderen Seite zum Eingang des Schlosses, das trotz Privatbesitz besichtigt werden kann.

Kehrt man um und nimmt den gleichen Weg zurück, ergeben sich noch einmal ganz andere Aussichten Richtung Osten, die man beim Hinweg vielleicht übersehen hat:

Insgesamt eine schöne Mountainbiketour / Wanderung, die gut geeignet ist für den späteren Nachmittag im Anschluss an einen Segeltag im Golf von Triest. Und wenn man am nächsten Morgen wieder vom Boot aus auf die Küste schaut, ergänzen sich einmal mehr die verschiedenen Perspektiven vom Land und vom Wasser:

Der Kamm der Steilküste mit dem Rilkeweg vom Wasser aus.

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