Von Pula zum Kap Kamenjak

Juni 2019

Pula ist ein bekannter Ausgangspunkt für Segler, um Istrien oder Nord-Dalmatien zu erkunden. Gleich drei Marinas gibt es hier, die ACI Marina direkt vor der Altstadt mit Blick auf das bekannte Amphitheater (hier bei Nacht, dann sieht man die weniger schönen Gebäude daneben nicht so deutlich),

Das Amphitheater von Pula gegenüber der ACI Marina

die große Marina Veruda in einer Bucht weiter südlich und die Marina Pomer, die bereits zum Kvarner hin orientiert ist. Jede Menge Segelyachten warten hier auf Chartergäste.

Möchte man zu den weiter südlich gelegenen Inseln wie Losinj oder Ilovik segeln, steht jedoch zunächst die Überquerung des Kvarners an. Dazu muss allerdings das Wetter mitspielen. Denn bei Bora bläst es hier stärker als in vielen anderen Bereichen der kroatischen Küste. Zudem steht am Kap Kamenjak häufig eine sehr unangenehme Kreuzsee. Die durch den nordwestlichen Maestrale verusachte Welle trifft an der Südspitze Istriens unmittelbar auf die Borawelle, die aus Nordosten mit einem Fetch von über 50 km den Kvarner herunterkommt. Manch ein Skipper (ich auch) hat hier schon optimistisch auf einen Wetterbericht vertraut, der ein Nachlassen der Bora vorhergesagt hat, um dann am Kap oder spätestens mitten auf dem Kvarner festzustellen, dass statt der vorhergesagten 18kn mehr als 30kn Wind wehen.

Der vorliegende Bericht ist ein Vorschlag, wie ein Hafentag in Pula bei Bora statt mit Dosenbier und schlechter Laune gewinnbringend mit einer Radtour zum Kap Kamenjak verbracht werden kann. Hier die Strecke im Überblick:

Der Streckenverlauf von der ACI Marina Pula zum Kap Kamenjak und zurück

Die GPX-Daten stehen hier zum Download bereit.

Am Anfang muss man leider durch weniger schöne Teile von Pula radeln, bevor man in Pomer auf die Buchtenlandschaft an der Südspitze Istriens trifft.

Die Buchten auf der Ostseite der Halbinsel, hinten im Bild die Marina Pomer

Eine erste Herausforderung für den Radler ist die Fahrt über den Damm in der Ribnjak Bucht.

Vorsicht bei der Fahrt über den Damm!

Mehr als einen Meter ist der Radweg nicht breit. An manchen Stellen sind aber Plattformen vorgesehen, so dass man Gegenverkehr passieren lassen kann. Bei starker Bora sollte man aber besser schieben, sonst wird es nass.

Danach führt die Straße durch den Ort Premantura mit großer Kirche (und großem Eiscafé) bevor man auf einer Schotterpiste die letzten Kilometer zum Kap in einem Naturschutzgebiet zurücklegt. Der Blick geht dabei in die kleinen Buchten der Halbinsel, wo man andere Segler sehen kann, die dort Zuflucht vor der Bora gefunden haben und sich jetzt fragen, ob der Anker wohl hält.

Segler bei Bora am Anker in der Portic Bucht

Am Kap angekommen ist der Ausblick auf den Leuchtturm und die vorgelagerten Inseln einfach wunderschön, insbesondere, da die Bora für weite Sicht über das glitzernde Meer sorgt.

Der Leuchtturm am Kap Kamenjak

Eine gute Übersicht hat man dabei vom Ausguck der „Safari Bar“, einer etwas abenteuerlichen hölzernen Plattform gleich am Ende der Schotterpiste:

Hölzerner Ausguck am Kap Kamenjak

Die Bar selbst ist tief im Schilfgras versteckt. Dort kann man eine Limonade genießen und gleichzeitig durch ein „Fenster“ auf den Kvarner schauen.

Blick aus einem Fenster der „Safari Bar“ am Kap Kamenjak

Auf dem Rückweg beginnt unmittelbar nördlich von Premantura ein Radweg, der offensichtlich auf die militärische Befestigung der großen Marinebasis der k. und k. Flotte in Pula vor dem ersten Weltkrieg zurückgeht. Auf der vor feindlichem Beschuss geschützten östlichen Seite des Hügelkamms gelegen, diente dieser Weg wohl zur Versorgung von mehreren Küstenbatterien, die nach Westen auf das offene Meer gerichtet waren. Für den heutigen Radler bringt das den Vorteil einer fast ebenen Streckenführung. Über kleine Stichwege gelangt man zu den früheren Artilleriestellungen mit Aussicht auf die einsame westliche Außenseite der Halbinsel.

Die westliche Außenseite der Halbinsel

Genützt hat der ganze Aufwand am Ende nicht viel, denn italienischen Kampftauchern ist es 1918 gelungen in den Hafen von Pula einzudringen und das größte Schlachtschiff der Österreicher, die „Viribus Unitis“, mit Sprengladungen zu versenken, nicht weit entfernt wo heute die Segler in der ACI Marina festmachen.

Bevor der Ausgangspunkt der Fahrt wieder erreicht wird, führt die Strecke noch durch die Altstadt von Pula mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Hier nur stellvertretend eine Ansicht des Augustustempels am Platz der Republik, dem Forum des römischen Pula.

Der Augustustempel am römischen Forum

Das Gute an der Bora ist, dass sie im Sommer selten länger als ein oder zwei Tage bläst, so dass gute Chancen bestehen, nach dieser Radtour den geplanten Törn mit einem Blick vom Wasser auf das Kap Kamenjak fortsetzen zu können.

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