Eine kleine Stadtrundfahrt in Rimini

August 2020

Die italienische Adriaküste gilt bei Seglern als unattraktiv, jedenfalls im Vergleich mit der Inselwelt Kroatiens. Dabei wird oft übersehen, dass es auf der Westseite der Adria ebenfalls Steilküsten mit kleinen Ankerbuchten gibt, beispielsweise am Gargano oder auf den Tremiti Inseln.

Ein unterschätzter Ort der italienischen Adriaküste ist auch Rimini. Hier denkt man sofort an den „Teutonengrill“ (heute eher „Russengrill“ ) mit hässlichen Hotels, die sich kilometerlang am Strand erstrecken. Nähert man sich der Stadt vom Wasser aus, werden diese Vorstellungen zunächst bestätigt. Allerdings zeigt die nachfolgend beschriebene Radtour durch das historische Stadtzentrum, dass Rimini viel mehr zu bieten hat: Eine autofreie Innenstadt mit zahlreichen Baudenkmälern aus der Antike und schönen Plätzen, die zum Aperitif oder Abendessen nach einem langen Segeltag einladen.

Ausgangspunkt ist die großzügige Marina di Rimini. Hier findet man auch in der Hauptsaison problemlos einen ruhigen Liegeplatz zu moderaten Preisen.

Gastliegeplätze in der Marina die Rimini (Quelle: Google Maps)

Wie in Ravenna und in Fano liegt das historische Stadtzentrum von Rimini heute nicht mehr am Wasser, sondern einige Kilometer landeinwärts. Die fortdauernde Verlandung hat jenseits der alten Stadtmauern einen neuen Küstenstreifen entstehen lassen, der heute von der Eisenbahn und den bereits erwähnten Hotels eingenommen wird.

Die vorgeschlagene Rundfahrt folgt zunächst dem früheren Verlauf des Flusses Marecchia Richtung Südwesten. Hier befindet sich ein langgestrecktes Hafenbecken („Portocanale“ ) für zahlreiche Fischerboote.

Die vorgeschlagene Stadtrundfahrt durch Rimini. Die GPX-Daten gibt es hier zum Download.

Am Ende des Hafens stößt man auf die Tiberiusbrücke, die seit zweitausend Jahren hier steht. Es lohnt sich, einen kleinen Umweg durch den schönen Park am Ende des Hafenbeckens zu radeln, denn von dort hat man den besten Blick auf dieses historische Bauwerk, insbesondere wenn die Abendsonne darauf fällt:

Die Tiberiusbrücke in Rimini im Licht der Abendsonne

Über die Brücke hinweg geht die Fahrt auf dem Corso d’Augusto ins Stadtzentrum, das hier nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist. Nach etwa zweihundert Metern trifft man auf die Piazza Cavour, wo die Statue eines Papstes von ihrem Sockel grüßt. Rimini gehörte über tausend Jahre zum Kirchenstaat und war damit der weltlichen Herrschaft der Päpste in Rom unterworfen.

Flohmarkt auf der Piazza Cavour

Eine Informationstafel zeigt, wie es hier am Ende der päpstlichen Herrschaft im 19. Jhd. ausgesehen hat, bevor die Touristen Rimini und das Meer entdeckt haben:

Die Piazza Cavour am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Die Strecke folgt weiter dem Corso d’Augusto, vorbei an der Piazza Tre Martiri und einer neuzeitlichen Statue von Julius Caesar, der unweit von Rimini seine berühmte Überschreitung des Rubikon vorgenommen hat:

Statue von Julius Caesar an der Piazze Tre Martiri

Am anderen Ende der Altstadt trifft man schließlich auf ein weiteres Baudenkmal, den Augustusbogen. Ursprünglich in der südlichen Stadtmauer angeordnet, war seine Toröffnung von 9 Meter bei einer Belagerung kaum zu verschließen. Und genau das sollte die Aussage sein. Denn mit der Herrschaft des Augustus kam es zu einer langen Friedenszeit in Italien, sodass verschlossene Stadttore nicht mehr erforderlich waren.

Der Augustusbogen in Rimini

Allerdings zeigen die roten Backsteinzinnen aus dem Mittelalter, dass auch die längste Friedensperiode nicht ewig hält und das triumphale Friedenstor in späterer Zeit doch zur Verteidigung der Stadt umgerüstet werden musste.

Die vorgeschlagene Strecke folgt danach in einer Grünanlage zunächst der alten Stadtmauer. Unter der Eisenbahn hindurch gelangt man in das moderne Rimini mit vielen Hotels und Restaurants, teilweise direkt auf dem Strand am Ufer. Ein gepflegter Radweg entlang der Promenade führt zurück zum Hafen, wo man mit einer originellen Fähre auch zu (sehr) später Stunde noch auf die andere Seite übersetzten kann.

Die Radfähre in Rimini. In der Hochsaison bis nach Mitternacht in Betrieb. Angetrieben wird sie durch eine Seilwinde, die man durch einen Glasboden bei der Arbeit beobachten kann.

Nach ein bis zwei Stunden kehrt man somit an den Ausgangspunkt der Rundfahrt zurück, wahrscheinlich mit einer ganz anderen Vorstellung über Rimini als beim ersten Einlaufen in den Hafen.

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